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Artikel: Biografie einer Feintäschnerin

Biografie einer Feintäschnerin

Biografie einer Feintäschnerin

Im August 2020 hat Maldine Schöller ihre Ausbildung zur Feintäschnerin in unserer Manufaktur in Obertshausen begonnen. Ihre Geschichte, wie sie zum Handwerk und zu PICARD fand, schildert sie in dieser Biografie.


Du hast ebenfalls eine Faszination für Handwerk und liebst es schöne Dinge zu fertigen? Dann ist der Beruf des Feintäschners genau das Richtige für Dich und Du kannst in diesem Blogbeitrag mehr darüber lesen. Jetzt mehr erfahren über die Ausbildung.

 

“Diese Biografie entsteht nur kurze Zeit nach meinem 30. Geburtstag. Der Drang zu lernen, lässt langsam nach, was dagegen aufkommt, ist das Bedürfnis, etwas mit eigenen Händen zu schaffen und davon mein Leben bestreiten zu können. Um diesen Wandel nachzuzeichnen, muss ich etwas weiter ausholen. 

Ich bin nun erneut Auszubildende – nach fünfeinhalb Jahren Studium. Diese Ausbildung ist der dritte große Abschnitt meines Lebens. Ich bin sehr sprunghaft und der Meinung, dass das Leben sehr deutlich zu mir spricht, auch wenn es von außen vielleicht kaum so wirken mag. Aber der Reihe nach. 

Mein vollständiger Name: Maldine Latoria Schöller. 

Meine Liebe zum Leder kam, als ich Bogenschießen lernte. Damals habe ich eine Vogelfeder aus Leder mit meinen Händen gefertigt – und mich endgültig für einen Lebensweg entschieden. Es folgte meine Bewerbung bei PICARD, damit einher ging mein Wandel vom Maulwerker zum Handwerker. 

Nun, wie verhält sich das Modellieren von digitalen Steinen, womit ich einen guten Teil meines Studiums verbrachte, zum Einschlagen von Lederkanten, womit ich einen guten Teil meiner Ausbildung verbringe? 

Die Verbindung dieser beiden, zugegebenermaßen manchmal sehr zähen Tätigkeiten, liegt für mich in einer tiefen Liebe – der Liebe, schöne Dinge zu erstellen. 

Relevant ist der Unterschied: Während man beim Erstellen digitaler Produkte am Ende nichts in der Hand hält, ständig im Stress ist, während man die aktuellsten Informationen jagt, ist beim Handwerk eben genau das Gegenteil der Fall. 

Die Arbeit als Handwerker ist für mich eine Kombination aus Konzentration und Meditation. 

Konzentration, wenn ich einen Handgriff lerne, ihn soweit meistere, dass ich ihn ohne größere Überlegungen anwenden kann. Dann das Fallenlassen in einen meditativen Zustand, in dem mein Körper die Kontrolle übernimmt und ich wie durch die Augen eines Zweiten meinen Händen und den Materialien bei der Arbeit zuschauen kann. 

Im Handwerk gibt es keine Abkürzungen. Jeder Handgriff fordert Geduld und Übung. Wenn ich Kunden am Ende des Tages mit meinen Werken Freude bereiten kann, wenn sie dann lächeln, dann bringt mir das genauso Freude. 

Und dann denke ich mir, dass ich in diesem alten Handwerk etwas Wunderbares gefunden habe, dass ich den Rest meines Lebens genießen kann. Meistern kann.

Was gibt es sonst noch zu erzählen über mich? Bevor ich meine Ausbildung begonnen habe, ist natürlich auch schon sehr viel in meinem Leben passiert. Sport, insbesondere die Leichtathletik, prägte meine Jugend. Und neben dem Sport gab es für mich eigentlich nur: Zeichnen, Zocken und zwangsmäßig eben Schule. Nach meinem Abitur sprang ich ins kalte Wasser und reiste für ein Freiwilliges Soziales Jahr nach Indien. Für zwölf Monate sollte Neu Delhi meine neue Heimat sein. Alles zu beschreiben, was mir dort widerfuhr, würde den biografischen Rahmen reißen, aber vor allem versuchte ich, mit Händen und Füßen Sprach- und Kulturbarrieren zu durchbrechen – und Mädels aus einem Waisenheim Mathe und Englisch beizubringen. Dabei Hindi zu lernen. Danach geht’s zurück nach Deutschland, ab zum Studium. Biowissenschaften, Uni Potsdam. Und ich merke schnell: Ich passe irgendwie nicht dazu. Nach zwei Semestern nehme ich Abstand, studiere Informatik und merke: Hier passe ich dazu, mein Hirn aber nicht. Also versuche ich, etwas passendes zu den Hobbys meiner Schulzeit zu finden, ein Studiengang der Kreativität mit Digitalem verbindet. Drei Jahre später endet das zweite Intervall meines Lebens: mit einem Bachelor mit Auszeichnung im Gamedesign, spezialisiert auf 3D. Schon während des Studiums gelangen mir Etappenerfolge in der Branche, als Teil des „EXIT Live Adventures“ arbeitete ich am Escape-Room-Szenario „HUXLEY“. Als erstes VR-Escape-Room-Abenteuer Europas gewinnt das Projekt zahlreiche Preise. Seit meinem Auslandsjahr arbeitete ich parallel zum Studium in zahlreichen Branchen: Ob am Imbissstand, im Freibad, am Fließband, hinter der Supermarktkasse und dem Tresen. Ich optimierte Onlineartikel für ein großes Medienhaus, verkaufte Verträge im Potsdamer Hauptbahnhof, kredenzte Häppchen für die High Society auf Hypovereinsbank-Veranstaltungen. Der Drang, Neues zu lernen und die Neugier auf meine Reaktion im Falle des Scheiterns treiben mich bis heute an. Natürlich kann man nicht immer erfolgreich sein – aber probieren kann man es doch.”

Die Leidenschaft von Maldine zur Handwerkskunst begeistert Dich ebenso? Auch Du hast die Chance Teil der großen PICARD Familie zu werden, und Wunderschönes zu schaffen! PICARD ist einer der letzten Ausbilder im Bereich Feintäschner:innen in ganz Deutschland. Dein Interesse ist geweckt? Dann schau hier vorbei!