Die Handwerkskunst des Gerbens ist eines der ältesten Handwerke. Es ist die Kunst, Tierhaut haltbar zu machen und sie vor Zersetzung und Verwesung zu schützen.
Rohe, unbehandelte Tierhaut musste weiterverarbeitet werden, um sie haltbar und vor allem nutzbar zu machen. In der Altsteinzeit wurden Fette, Öle und auch Rauch eingesetzt, um die Häute haltbarer zu machen.
Die Ledergerbung wurde über die Jahrhunderte stetig weiterentwickelt und verbessert. Die heute am meisten verwendeten Gerbungen sind die Chromgerbung, die pflanzliche Gerbung und auch die synthetische Gerbung.
Wie genau der Prozess des Gerbens funktioniert und was es mit der Tierhaut macht, erklären wir Dir in diesem Artikel.
Was bedeutet Gerben?
Gerben ist die Haltbarmachung (Konservierung) von Tierhäuten und der wichtigste Schritt für die Herstellung von Leder.
Bis aus der Tierhaut Leder wird, durchläuft es verschiedene Prozesse.
Das Gerben ist ein Teilprozess, aber eben der wichtigste in der Weiterverarbeitung.
Was ist eine Gerberei?
Handwerksbetriebe, in denen die rohe Tierhaut in gebrauchsfähigen Zustand gebracht wird, bezeichnet man als Gerberei. Zusammengefasst, hier findet die Verwandlung von Rohhaut zu Leder statt.
Gerbereien findet man auf der ganzen Welt, natürlich auch in Deutschland.
In Europa ist Deutschland der drittgrößte Lederhersteller, nach Italien und Spanien. Derzeit gibt es in Deutschland circa 12 Gerbereien.
Damit hat sich die Anzahl der Gerbereien in Deutschland drastisch reduziert. Im Jahr 2011 gab es noch 50 Gerbereien, 2020 zählte man nur noch 12 Gerbereien.
Durch die strengeren Auflagen für das Gerbverfahren haben sich kleine Familienbetriebe zu Verbänden zusammengeschlossen, um die Auflagen gemeinsam stemmen zu können.
Denn diese Auflagen waren für viele kleine Familienbetriebe schlichtweg alleine nicht zu erfüllen.
Warum wird Leder gegerbt?
Eine rohe Tierhaut als Handtasche würde nach kurzer Zeit ziemlich unangenehm riechen und auch nicht wirklich angenehm in der Haptik sein. Aus diesen Gründen wird die Tierhaut gegerbt:
- Die Gerbung schützt vor Verwesung und Verhärtung
- Durch die Gerbung wird die Haut für den weiteren Herstellungsprozess vorbereitet
- Die Gerbung erhöht die Widerstandsfähigkeit der Tierhaut
- Die Haut wird weicher und elastischer
Was passiert beim Gerben?
Durch den Prozess des Gerbens werden die Tierhäute vor Verhärtung und Zersetzung geschützt und haltbar gemacht.
Zudem wird die Tierhaut durch die Gerbung noch widerstandsfähiger.
Die Fasergefüge der Tierhäute gehen mit den Gerbstoffen eine chemische Verbindung ein und werden so haltbar gemacht.
Die Tierhaut besteht zu einem Drittel aus Collagen (Eiweiß), ohne eine Gerbung würde die Tierhaut im Trocknungsprozess hart werden, da die Eiweißfäden verkleben würden.
Der Gerbungsprozess verhindert genau das und lässt die Eiweißfäden „ordentlich“ verlaufen, sodass keine Verhärtungen entstehen können.
Welche Gerbarten gibt es?
Die drei am häufigsten verwendeten Gerbarten sind die
- Chromgerbung
- Pflanzengerbung
- Synthetische Gerbung
Doch es gibt auch Mischgerbungen, hier werden die Chromgerbung und die Pflanzengerbung kombiniert.
Auch die synthetische Gerbung kann mit der Chrom- und Pflanzengerbung verbunden werden.
Wie Du siehst, durchläuft die Tierhaut viele Schritte, um zum Leder zu werden. Es ist quasi ein Marathon für die Tierhaut, um für Dich ein robuster, zuverlässiger und widerstandsfähiger Begleiter zu werden.
Aber auch zwischen einer echten und unechten Gerbung wird unterschieden. Bei einer echten Gerbung, geht die Tierhaut mit Prozesschemikalien eine unzertrennbare Verbindung ein.
Zur echten Gerbung gehört die Chromgerbung, die Pflanzengerbung und die synthetische Gerbung.
Wohingegen bei der unechten Gerbung die Lederhaut eine trennbare Verbindung mit den Gerbstoffen eingeht.
Diese Verbindung kann durch Umwelteinflüsse wie Hitze, Nässe und UV-Strahlung gelöst werden.
Eine unechte Gerbung ist z.B. die Alaungerbung (es entsteht ein weißliches Leder), oder die Trangerbung (Fischöl).
Die Trangerbung zählt auch zu den ältesten bekannten Gerbverfahren, durch die Trangerbung entsteht ein gelbliches Leder.
Chromgerbung
Im Jahr 1858 haben die ersten Experimente mit Chromsalzen begonnen und war äußerst erfolgreich. Denn die Chromgerbung füllt die Tierhaut nicht wie andere Gerbarten, das bedeutet, das Leder ist leichter.
Zudem ist Chromgegerbtes Leder doppelt so reißfest wie z. B. Pflanzengegerbtes Leder.
Expertenwissen: Heutzutage arbeiten rund 85 % der weltweiten Lederhersteller mit der Chromgerbung. Es gilt als eines der schnellsten Gerbverfahren.
Man hört immer wieder Stimmen, welche die Chromgerbung als gesundheits- und umweltschädlich deklarieren. Doch hier wird von Chrom VI gesprochen, welches für das übliche Chromgerbverfahren nicht genutzt wird.
Die Chromgerbung wird mit Chrom III durchgeführt, welches selbst bei intensivem Hautkontakt (Schuhe und Bekleidung) keine allergischen Reaktionen der Haut hervorruft.
Nur 0,5 % der Weltbevölkerung leiden an einer Chromallergie, das ist ein wirklich sehr geringer Anteil.
Pflanzengerbung
Die Pflanzengerbung wurde lange vor der Chromgerbung verwendet, durch diese Gerbart entsteht ein bräunliches Leder.
Mit einer Gerbdauer von 20 bis 30 Monaten ist die Pflanzengerbung eine echte Schnecke gegeben über der Chromgerbung, welche in wenigen Tagen erledigt ist.
Heute werden nur rund 10-12 % des Leders mit der Pflanzengerbung gegerbt, früher war es allerdings das gängige Gerbverfahren noch vor der Chromgerbung.
Für die Gerbung einer Haut benötigt man bei der Pflanzengerbung rund 30 kg Rinde.
Das ist gar nicht so wenig, oder?
Tannine, das ist der Stoff, der aus der Rinde gewonnen und benötigt wird. Er wird benötigt, um eine Tierhaut pflanzlich zu gerben. Es gibt rund 300 Pflanzenarten weltweit, die diesen Gerbstoff enthalten.
Am häufigsten verwendet man für die Pflanzengerbung:
- Mimosarinde
- Fichten- /Eichenrinde
- Rhabarberwurzeln
- Olivenblätter
- Taraschoten
- Quebrachoholz
Synthetische Gerbung
Die synthetische Gerbung ist wohl die jüngste Gerbart, sie wurde im Jahr 1911 erfunden. Leder, die rein synthetisch gegerbt wurden, sind empfindlicher gegenüber Hitze und Nässe.
Aus diesem Grund wird die synthetische Gerbung gerne mit der Chrom- oder Pflanzengerbung verbunden.
Synthetische Gerbstoffe werden aus aromatischen Produkten in geschützten Verfahren hergestellt. Man bezeichnet den Gerbstoff auch als aromatische Syntate.
Der synthetische Gerbstoff enthält häufig Formaldehyd, Glutaraldehyd, Phenole und Acrylate
Mischgerbung
Die Mischgerbung wird häufig bei der synthetischen Gerbung angewendet, da dieses Gerbverfahren ein sehr leichtes und feines Leder hervorbringt, aber eben auch ein sehr empfindliches Leder.
Am häufigsten werden Chromgerbung, Pflanzengerbung und auch die synthetische Gerbung miteinander kombiniert.
Was braucht man zum Gerben?
Kurz und knapp gesagt, eine Ausbildung zum Gerber wäre am besten. Man kann natürlich Leder auch selbst gerben, für dieses Vorhaben benötigst Du vor allem Zeit und Platz.
Doch bevor Du dann mit dem Gerbverfahren beginnst, solltest Du die Prozesse ordentlich studieren und Dich auch mit den Sicherheits- und Entsorgungsvorschriften auseinandersetzen. Spaltmaschine für dickes Leder, Gerbfässer und Walktrommeln lassen sich wirklich nur schwer durch Handarbeit ersetzen.
Fazit
Die Kunst des Gerbens ist ein uraltes Handwerk, das Tierhaut in haltbares und vielseitig einsetzbares Leder verwandelt.
Es gibt verschiedene Gerbarten wie Chromgerbung, Pflanzengerbung und synthetische Gerbung, die jeweils einzigartige Eigenschaften bieten.
Diese vielseitigen Gerbverfahren finden Anwendung in Schuhen, Taschen, Kleidung und mehr, wobei jedes Verfahren spezifische Eigenschaften für unterschiedliche Zwecke bietet.
FAQ
Wie wurde im Mittelalter Leder gegerbt?
Im Mittelalter wurde Leder auf eine recht einfache Art und Weise gegerbt, hauptsächlich durch die pflanzliche Gerbung.
Hier wurden Tierhäute in fließendem Wasser eingeweicht und dann in Fässern mit Gerbstoffen aus Pflanzen wie Eichen- oder Fichtenrinde eingelegt.
Dieser Prozess dauerte mehrere Monate und erforderte Geduld.
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