Welches Leder ist am robustesten?
Produktionsleiter
Steffen Meyer verfügt über langjährige Erfahrung und umfassende Expertise im Bereich der Lederverarbeitung und ist seit über 40 Jahren bei PICARD. Er ist ausgebildeter Feintäschner, hat die Meisterprüfung im Handwerk abgelegt und war als Ausbilder und Mitglied des Prüfungsausschusses tätig.
Inhalte

Leder ist nicht gleich Leder, das weißt Du schon aus unseren anderen Artikeln. Doch jetzt wollen wir noch einen Schritt tiefer in die Lederwelt eintauchen und gemeinsam schauen, welches das robusteste Leder ist. 

Leder ist ein faszinierendes Material, jedes Lederstück ein Unikat, jedes Lederstück hat seine eigenen Stärken und genau diese schauen wir uns nun gemeinsam an. 

Lederpflege

Was macht robustes und hochwertiges Leder aus?  

Diese Frage muss ein wenig ausführlicher beantwortet werden, denn Lederqualitätsmerkmale und Lederqualitätsstufen sind abhängig von verschiedenen Faktoren.

 Eines haben alle Lederarten gemeinsam, sie gelten als robust und widerstandsfähig. 

Das sind sie auch, doch es gibt klare Unterschiede in der Widerstandsfähigkeit und diese erläutern wir Dir jetzt. Los geht es!

Expertenwissen: Wie Du schon weißt, unterscheidet man Leder in Rauleder und Glattleder. Rauleder sind Lederarten wie Nubukleder, Veloursleder oder Wildleder.

Die Oberfläche dieser Lederarten wurde angeschliffen und hat eine samtig weiche Haptik. Durch diesen Schleifprozess verringert sich die Oberflächendichte des Leders, das wirkt sich auf die Festigkeit des Leders aus. 



Das Glattleder liegt somit in der Festigkeit ganz klar vorne und das hat einen ganz einfachen Grund. Von der Narbenseite hast Du sicher schon gehört, das ist die äußerste Schicht der Haut, auf welcher das Fell des Tieres war. 

Die Narbenseite ist besonders reißfest und robust, dies ist den festen und feinen Hautfasern geschuldet, welche nicht angeraut oder behandelt wurden. 

Doch es gibt noch weitere Faktoren, welche sich auf die Qualität und die Robustheit des Leders auswirken.

Die Verarbeitung des Leders sowie die Art der Gerbung wirken sich sehr auf die Robustheit aus, aber man sollte noch weiter vorne ansetzen, denn ein gutes Leder sollte vor der Ledergewinnung schon gut gepflegt sein.

 

Leder robust

Also fangen wir ganz vorne an, diese Faktoren sind sehr wichtig für die Gewinnung wirklich guten und hochwertigen Leders. 

  • Das Alter des Tieres

    Leder von jüngeren Tieren ist widerstandsfähiger und elastischer.
    Denn mit dem Alter verliert die Haut ihre Elastizität, das ist auch bei unserer Haut der Fall. 
     
  • Die Ernährung

    Kennst Du das Sprichwort: „Du bist, was Du isst“? Das gilt auch für das Tier, von dem das Leder gewonnen wird. Im Klartext bedeutet das, je ausgewogener und gesünder das Tier ernährt wurde, um so besser die Lederqualität. 
     
  • Die Haltung

    Auch die Haltung wirkt sich auf die spätere Lederqualität aus. Denn ganz klar ist das Leder von Tieren aus Weidehaltung robuster und widerstandsfähiger. 
     
  • Das Geschlecht

    Die Haut eines jungen männlichen Tieres hat eine feinere Narbung und ein dichteres Fasergefüge. Das ist ein wichtiger Faktor für die Widerstandsfähigkeit und die Reißfestigkeit des Leders. 
     
  • Der Kreislauf des Lebens

    Das Leder von kastrierten männlichen Tieren, ist feinfasriger als das von Tieren aus der Zucht. Auch die Haut eines weiblichen Tieres, welches schon viele Jungen geboren hat, ist nicht mehr so elastisch und voller Spannkraft. Wie Du siehst, spielt also nicht nur das Alter, sondern auch der Lebenskreislauf des Tieres eine große Rolle. 
     
  • Nordkap oder Bahamas?

    Das Klima ist ein ebenso wichtiger Faktor für ein hochwertiges und robustes Leder. Ein kälteres Klima wirkt sich positiv auf die Hautqualität aus.  
     

Die 5 robustesten Lederarten im Überblick 

Nun beleuchten wir die Details der fünf robustesten Lederarten, hierbei unterscheiden wir 

  • Die Zugfestigkeit,

    welche die größtmögliche Zugbelastung bis zum Riss beschreiben soll.
    Dabei ist auch die Zugrichtung zu beachten, Längs- oder Querrichtung, die Art des Gerbens und viele andere Faktoren. 
     
  • Die Wasserempfindlichkeit
     
  • Die Kratzfestigkeit

 


Rindsleder

Zu den am meistverbreiteten Ledern in der Weltlederproduktion gehört das Rindsleder mit einem Anteil von 65-70 %. Das ist eine ganz schön große Nummer, oder? 

  • Zugfestigkeit:

    Rindsleder verfügt über eine hohe Zugfestigkeit, das ist ein Grund, warum es gerne für Motorradsicherheitsbekleidung eingesetzt wird. Bei Geschwindigkeiten weit über 300 Km/h schützt es die Fahrer vor schlimmen Verletzungen. Aber auch Taschen, Schuhe, Gürtel, Zaumzeug und Lederbekleidung werden aus Rindsleder hergestellt.
     
  • Wasserempfindlichkeit:

    Rindsleder ist relativ wasserunempfindlich, was durch eine Chromgerbung noch verbessert werden kann. Ist das Leder pigmentiert, perlt das Wasser von der Oberfläche ab.
     
  • Kratzfestigkeit:

    Hier muss man zwischen starken und feinen Kratzern unterscheiden, wurde nur die Oberfläche (Pigmentierung) angegriffen oder das darunter liegende Rindsleder? Kratzer sieht man auf Rindsleder schneller als auf Raulederarten. Feine Kratzer lassen sich aber in der Regel schnell behandeln. Wie du Kratzer aus dem Leder entfernst. Liest du hier!

Büffelleder

Zu den Rindsledern gehört auch das Büffelleder, es wird gerne für Taschen, Möbel und auch für die Innenausstattung von Autos genutzt. Im Vergleich zum Rindsleder fällt es durch deutlich gröbere Poren auf. 

  • Zugfestigkeit:

    Büffelleder ist ein langlebiges, robustes und stabiles Leder.
     
  • Wasserempfindlichkeit:

    Durch seine offenporige Struktur ist Büffelleder wasserempfindlicher als Rindsleder.
     
  • Kratzfestigkeit:

    Kratzer sieht man auf Büffelleder wesentlich schneller als auf Rauleder, aber auch hier können kleine und feine Kratzer schnell behandelt werden. 

Wildleder

Fälschlicherweise wird Veloursleder gerne als Wildleder bezeichnet.

Diese beiden Lederarten haben eine gemeinsame Optik und einen samtigen Griff, aber sie unterscheiden sich in ihrer Herkunft.

Wildleder wird ausschließlich von wildlebenden Tieren gewonnen, wie z.B. Elch, Hirsch, Reh, Gams. Wildleder ist ein Vollleder, während das Veloursleder ein Spaltleder ist.

  • Zugfestigkeit:

    Wildleder ist sehr zugfest und robust, auch wenn man das auf den ersten Blick nicht erwartet. Es ist ein weiches und fließendes Leder, welches vornehmlich für Taschen, Schuhe und auch Lederbekleidung verwendet wird.
     
  • Wasserempfindlichkeit:

    Aufgrund seiner offenporigen Struktur ist Wildleder sehr wasserempfindlich, daher ist eine regelmäßige und gründliche Imprägnierung das A und O für einen optimalen Schutz.
     
  • Kratzfestigkeit:

    Wildleder ist kratzfester als Glattleder, kleine und feine Kratzer können ganz einfach mit einer Wildlederbürste ausgebürstet werden. 

Schafleder

Platz Nummer 2 auf der Weltlederproduktion belegt das Schafsleder. Es ist ein leichtes, weiches und sehr dehnbares Leder. 

  • Zugfestigkeit:

    Rund 90 % der Schafe sind Wollschafe, was bedeutet, je feiner und dichter die Wolle, desto dünner ist die Lederqualität. Aber auch aufgrund von Fetteinlagerungen ist Schafleder nicht so reißfest wie z.B. Ziegenleder. 

    Es wird gerne für , Accessoires, Lammfellhausschuhe, Handschuhe, Bucheinbände, Lederbekleidung aber auch Möbel verwendet. 
  • Wasserempfindlichkeit:

    Schafsleder ist relativ unempfindlich gegen Wasser, Du solltest es natürlich nicht in der Waschmaschine waschen oder mit zum Schwimmkurs nehmen.
     
  • Kratzfestigkeit:

    Wie auch bei den anderen Glattlederarten, sind kleine und feine Kratzer schneller zu sehen, aber eben auch relativ einfach wieder zu entfernen.

Ziegenleder 

Platz Nummer 3 auf der Weltlederproduktion belegt das Ziegenleder, hättest Du das gedacht?
Ziegenleder ist weich und geschmeidig und dennoch ein sehr robustes Leder.

  • Zugfestigkeit:

    Ziegenleder ist ein sehr robustes und reißfestes Leder, es wird gerne für Schuhe, Handschuhe, Taschen und Schnürsenkel verwendet. Ja, Du liest richtig! Schnürsenkel aus Ziegenleder sind besonders reißfest. 
     
  • Wasserempfindlichkeit:

    Ziegenleder gilt als wasserabweisend, aber einen Tauchkurs solltest Du auch mit dem Ziegenleder nicht belegen.
     
  • Kratzfestigkeit:

    Auch hier sind kleine und feine Kratzer schneller sichtbar als auf den Raulederarten. Aber man kann die Kratzer auch schnell und unkompliziert behandeln. 

Fazit

In der Welt des Leders gibt es verschiedene robuste Lederarten, von denen jede ihre eigenen Stärken besitzt. Rindsleder, Büffelleder, Wildleder, Ziegenleder und Schafsleder sind allesamt widerstandsfähige Materialien, die in unterschiedlichen Produkten Verwendung finden. 

Bei der Wahl des richtigen Leders ist es entscheidend, die individuellen Anforderungen und Bedürfnisse zu berücksichtigen. Jetzt mehr erfahren und das passende robuste Leder für dein Projekt entdecken!

FAQ

Ist Kunstleder robust?

Ja und Nein, Kunstleder ist zwar wasserabweisend, Flecken und Schmutz kannst Du relativ einfach mit einem feuchten Tuch oder Feuchttüchern entfernen. Mit der Langlebigkeit und Robustheit von Echtleder kann das Kunstleder aber nicht mithalten. 
 

Wie kann man Leder robuster machen?

Um Leder robuster zu machen, ist regelmäßige Pflege mit Lederbalsam oder -öl essenziell. Imprägniersprays schützen vor Feuchtigkeit und Flecken. Hochwertige Gerbung und behutsame Behandlung erhalten die Langlebigkeit.

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